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Paragraph 14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) legt fest, dass Netzbetreiber den Strombezug steuerbarer Verbrauchseinrichtungen wie Wärmepumpen oder Wallboxen temporär reduzieren dürfen. Die neue Regelung gilt bereits seit dem 1. Januar 2024, ab April 2025 ist sie vollumfänglich mit allen möglichen Abrechnungsmodulen in Kraft. Bis Ende 2028 muss sie auch für Bestandsanlagen umgesetzt werden.
Erneuerbare Energien und moderne Verbraucher stellen eine besondere Herausforderung an Stromnetze dar, denn sie sorgen für eine sehr unregelmäßige Belastung der Netze:
Beide Effekte treten aber nicht zwangsläufig zur gleichen Zeit auf.
Um die Netze zu entlasten, gibt es mehrere Ansätze. Ein Baustein ist der Paragraph 14a des EnWG, der es Netzbetreibern erlaubt, bestimmte Verbraucher abzuregeln, beziehungsweise den Strombezug dieser Geräte zu reduzieren. Damit das klappt, müssen Geräte vom Netzbetreiber steuerbar sein. Genau das ist bei Neuinstallationen seit Anfang 2024 Pflicht; bis Ende 2028 müssen auch Bestandsanlagen, die vor 2024 installiert wurden, dem Gesetz entsprechen.
Übrigens: Die betroffenen Geräte werden nicht komplett ausgeschaltet, sind also auch im Fall eines Eingriffs durch den Netzbetreiber noch betriebstüchtig – nur eben nicht mit voller Leistung. Der Haushaltsstrom selbst ist von dieser Regelung nicht betroffen.
Das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) gibt es bereits seit 1935, die letzte größere Reform war 2005. Daneben gibt es aber auch kleinere Änderungen, wie die Anpassung des §14, die im Mai 2023 beschlossen wurde.
Das EnWG soll für „eine möglichst sichere, preisgünstige, verbraucherfreundliche, effiziente, umweltverträgliche und treibhausgasneutrale leitungsgebundene Versorgung der Allgemeinheit mit Elektrizität, Gas und Wasserstoff“ sorgen. So wird es im Gesetz selbst formuliert.
Nach §14a Absatz 3 gelten „insbesondere …
… als steuerbare Verbrauchseinrichtungen. Allerdings kann die Bundesnetzagentur andere Regelungen festlegen, ohne dafür das Gesetz ändern zu müssen.
Und tatsächlich ist genau das der Fall. So schließt die Bundesnetzagentur Nachtspeicherheizungen explizit von der Regelung aus. Eingeschlossen sind jedoch alle steuerbaren Verbrauchseinrichtungen mit einer Netzanschlussleistung von über 4,2 kW. Durch die Zusatzregelungen der Bundesnetzagentur wäre es zukünftig also möglich, auch weitere Verbraucher zu steuern, die nicht zu den bisherigen Beispielen gehören.
Zentrales Element ist ein Smart Meter mit Gateway. Bei Neubauten werden diese ohnehin standardmäßig verbaut. Seit dem 1. Januar 2025 haben auch Haushalte in Bestandswohnungen Anspruch darauf. Für Haushalte sind solche Zähler interessant, weil sie beispielsweise dynamische Stromtarife ermöglichen.
Steuerbare Verbrauchseinheiten brauchen außerdem eine geeignete Schnittstelle zum Smart Meter Gateway. Außerdem muss Kommunikationsinfrastruktur vorhanden sein, das kann ganz einfach das Mobilfunknetz sein.
Mehrere steuerbare Verbrauchseinheiten können über ein Energiemanagementsystem gesteuert werden. Die Mindestleistungsfähigkeit von EMS legen Netzbetreiber in ihren Technischen Mindestanforderungen (TMA) fest. Üblicherweise kann die erforderliche Mindestleistung anhand einer Formel berechnet werden:
4,2 kW + ((n-1)*GZF*4,2 kW)
n = die Anzahl steuerbarer Verbraucher
GZF = Gleichzeitigkeitsfaktor, der in einer Tabelle in den TMA festgelegt wird
n | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | ≧ 9 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
GZF | 0,8 | 0,75 | 0,7 | 0,65 | 0,6 | 0,55 | 0,5 | 0,45 |
Max = der höhere der beiden Werte in der Klammer wird verwendet, also entweder die Leistung aller Wärmepumpen oder die Leistung aller Klimageräte
Bei einer Wärmepumpe mit 9 kW Leistung und drei Ladepunkten mit jeweils 11 kW wird die einfachere Formel verwendet:
4,2 kW + ((n-1)*GZF*4,2 kW) =
4,2 kW + ((4-1)*0,7*4,2 kW) =
4,2 kW + (3*0,7*4,2 kW) =
4,2 kW + 8,82 kW = 13,02 kW
Bei einer Wärmepumpe mit 22 kW und vier Klimageräten mit jeweils 3,5 kW (die als ein steuerbarer Verbraucher gewertet werden, also insgesamt 14 kW) sowie zwei Ladepunkte mit jeweils 11 kW, wird die kompliziertere Formel verwendet:
Max (0,4 * PSumme Wärmepumpe; 0,4 * PSumme Klima) + ((n – 1) * GZF * 4,2 kW) =
Max (0,4 * 22 kW; 0,4 * 14 kW) + ((4 – 1) * 0,7 * 4,2 kW) =
Max (8,8 kW; 5,6 kW) + (3 * 0,7 * 4,2 kW) =
8,8 kW; 5,6 kW + (3 * 0,7 * 4,2 kW) =
8,8 kW + 8,82 kW = 17,62 kW
Im Krannich-Portfolio befinden sich mehrere Smart Meter, beispielsweise von Fronius oder Kaco.
Wir haben folgende Energy Management Systems im Shop:
Einige Wechselrichter integrieren die Funktionen eines EMS, dazu gehört beispielsweise der Sungrow SH10.0RT und die Wechselrichter der gleichen Serie.
Betreiber steuerbarer Verbrauchseinheiten können von einem reduzierten Netzentgelt profitieren. Und zwar auf drei verschiedene Arten, den sogenannten Modulen. Modul 3 soll allerdings erst ab April 2025 verfügbar sein.
Der Strompreis besteht aus einem Leistungsanteil, bei dem pro verbrauchte Kilowattstunde ein bestimmter Preis berechnet wird und aus dem Netzentgelt, das verbrauchsunabhängig bezahlt wird. Dieses Netzentgelt fällt mit steuerbaren Verbrauchseinheiten geringer aus.
Diese einfache Lösung reduziert das Netzentgelt pauschal um einen vom Netzbetreiber festgelegen Betrag.
Der Arbeitspreis, also der Preis pro verbrauchter Kilowattstunde, der jeweiligen steuerbaren Verbrauchseinheit wird prozentual reduziert. Dafür muss allerdings der verbrauchte Strom separat gezählt werden, für den der Netzbetreiber keinen Grundpreis aufrufen darf.
Modul 3 basiert auf Modul 1. Zusätzlich müssen Netzbetreiber in diesem Modul drei verschiedene Zeitfenster mit drei verschiedenen Preisstufen anbieten: einen Hochtarif, einen Standardtarif und einen Niedertarif. Wer seine steuerbaren Endverbraucher im Niedertarif betreibt, bezieht Strom zu niedrigeren Kosten.